de:do – Konzept

denkste: puppe. multidisziplinäre online-zeitschrift für mensch-puppen diskurse
just a bit of: doll. multidisciplinary online-journal for human-doll discourses

de:do ist ein multidisziplinär ausgerichtetes Journal, das sich als offene Plattform versteht für wissenschaftliche und erfahrungsbasierte Texte und Arbeiten sowie für Kunstwerke, Bilder, Essays und In-Szene-Setzungen über Puppen, Figuren und menschenähnliche Gestalten. In seiner ambiguen Verwendbarkeit (Philippe Ariès 2003, 135) dient das Phänomen ‚Puppe‘ – sei als dingliches, anthropomorphes Artefakt, als literarisches Narrativ, Denkfigur, Medium oder mediale Ausdrucksform – hier als referenzieller Metarahmen für verschiedene Wissenschafts-, Forschungs- und Anwendungsfelder. Angesprochen sind Disziplinen wie Literatur-, Kunst-, Kultur-, Theater-, Film-, Medien- und Sozialwissenschaften, Psychologie, Pädagogik, Ethnologie, Anthropologie, Design, Materialkunde, Robotik, einschließlich ihrer verschiedenen Genres und Praxisfelder.

Sind Mensch-Puppen-Diskurse ein tragfähiges, wissenschaftsbasiertes Thema? Puppen in all ihren Erscheinungsformen und in ihrer unterschiedlichen Materialität, als literarische und mediale Erzeugnisse, als anthropomorphe Figuren mit Menschenantlitz, als Spielsachen, Handpuppen, Marionetten, Kunstfiguren, Roboter usw., gefertigt aus Holz, Plüsch, Plastik, Metall, Papier und vor allem: kreiert aus Vorstellungskraft und Fantasie, Puppen stellen eine „Leerstelle im akademischen Diskurs“ dar (Yoko Tawada, 2000, 5). Obwohl seit Menschengedenken existent und „dicht ins Gewebe menschlichen Lebens eingebunden“ (Gundel Mattenklott 2014, 29), sind Puppen, diese uralten und ubiquitären „Pilger“ aus der Welt der Dinge und Artefakte (Kenneth Gross 2009, 187), in eigenartiger Weise pejorativ konnotiert mit einer Aura des Kindlichen und Trivialen. Dass Mensch-Puppen-Beziehungen auch im akademischen Umfeld ein vielschichtiges und diskurswürdiges Sujet darstellen, wurde im Rahmen einer interdisziplinären und internationalen Puppen-Tagung mit dem Titel Puppen – Menschheitsbegleiter in Kinderwelten und Imaginären Räumen gut belegt (Insa Fooken und Jana Mikota 2014). Die faszinierende Uneindeutigkeit der Puppe als Erkenntnisgegenstand, ihre Existenz zwischen toter Materie und beseelt wirkender Lebendigkeit, ihr Changieren zwischen scheinbar minderwertigem Spielzeug und archaisch-symbolischen Bedeutungsgehalt machte deutlich, dass Puppen mehr sind als ‚nur Puppen’ – sie sind Spiegel und Projektionsfläche menschlicher Lebenszusammenhänge (Jürgen Fritz 1992).

de:do ist an der Forschungsstelle Schrift-Kultur der Universität Siegen angesiedelt. Es ist ein Online-Journal mit Peer Review, in dem deutsche und englische Beiträge willkommen sind. Neben einem jeweiligen Themenschwerpunkt werden auch freie Artikel sowie weitere Rubriken (Miszellen, Interviews, Diskussionsforen, Essays, künstlerische Werke, Rezensionen, Mitteilungen etc.) mit jeweils puppenaffinen Beiträgen einbezogen. Das erste Heft ist im Mai 2018 zum Schwerpunktthema Puppen in Bedrohungsszenarien erschienen. Das zweite Heft zum Thema Puppen als Miniaturen – mehr als klein ist im Mai 2019 herausgekommen. Der dritte Themenschwerpunkt zum Thema: „puppen/dolls like mensch – puppen aks künstliche menschen“ wird wegen der großen Resonanz im Mai/Juni 2020 wahrscheinlich als Doppelheft erscheinen.

Literatur
Ariès, Philippe (2003, 15. Aufl.). Geschichte der Kindheit. München: dtv.
Fooken, Insa, Mikota, Jana (Hg.) (2014). Puppen – Menschenbegleiter in Kinderwelten und imaginären Räumen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Fritz, Jürgen (1992). Spiele als Spiegel ihrer Zeit: Glücksspiele, Tarot, Puppen, Videospiele. Mainz: Matthias-Grünewald.
Gross, Kenneth (2009). The Madness of Puppets. The Hopkins Review, 2 (2), 182-205.
Mattenklott, Gundel (2014). Heimlich-unheimliche Puppe: Ein Kapitel zur Beseelung der Dinge. In Insa Fooken, Jana Mikota (Hg.), Puppen – Menschenbegleiter in Kinderwelten und imaginären Räumen (S. 29-42). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Tawada, Yoko (2000). Spielzeug und Sprachmagie in der europäischen Literatur. Eine ethnologische Poetologie. Tübingen: Konkursbuch Verlag.